Beschreibung
Prolog: 27 Gesichter der Seele
Am Rand der Schrift, im Zentrum der Seele
Dieses Buch ist kein theologisches Traktat.
Es ist kein rein psychologisches Lehrwerk.
Und es ist auch kein Versuch, biblische Figuren auf die Bühne moderner
Persönlichkeitsmodelle zu zwingen.
Es ist vielmehr ein behutsamer Gang durch zwei Wirklichkeiten, die einander tief berühren:
Die Evangelien – und das Enneagramm.
Auf den ersten Blick scheinen sie weit auseinanderzuliegen.
Dort: Heilige Schrift, voll göttlicher Wahrheit, voller Licht und Gericht.
Hier: Ein typologisches Modell, entwickelt aus mystischen, psychologischen
und anthropologischen Tiefenschichten.
Und doch – wer genau hinschaut, erkennt, dass sie einander spiegeln.
Denn beide sprechen von Menschen.
Nicht abstrakt, nicht moralisch, sondern in ihrer gelebten inneren Struktur:
Wie sie lieben.
Wie sie versagen.
Wie sie hoffen.
Wie sie sich verlieren – und wiederfinden.
Dieses Buch ist der Versuch, 27 Gesichter der Menschlichkeit zu zeigen – wie
sie auch in den Evangelien aufscheinen.
Nicht als Heldengalerie, nicht als Muster ohne Bruch.
Sondern als lebendige Innenräume:
Petrus, der über das Wasser geht und sinkt – eine sexuelle Sechs (SX6).
Thomas, der zweifelt und bleibt – eine soziale Vier (SO4).
Maria Magdalena, die Liebe sucht – eine sexuelle Zwei (SX2).
Jakobus, der schläft – eine selbsterhaltende Neun (SE9).
Und Maria, die bleibt – und damit die Tiefe der sexuellen Neun (SX9)
manifestiert.
Es geht nicht darum, die biblischen Figuren auf Typen zu reduzieren.
Sondern darum, in ihnen jene seelischen Grundbewegungen zu erkennen, die
auch in uns lebendig sind.
Denn das Enneagramm ist kein Käfig.
Es ist eine Landkarte des inneren Weges – wenn wir sie richtig lesen: nicht
statisch, nicht schulmeisterlich, sondern poetisch und seelisch genau.
Jede der 27 Gestalten in diesem Buch steht exemplarisch für einen der 27 mög-
lichen Enneagramm-Subtypen.
Nicht willkürlich, sondern aus einer tiefen, meditativen Betrachtung heraus ge-wählt.
Was du hier liest, sind keine theologischen Biografien.
Es sind Seelenporträts.
Verdichtete Bilder innerer Bewegungen.
Erzählungen aus der Tiefe.
Wenn du dieses Buch in die Hand nimmst, lass dich nicht zu schnell vom Kopf führen.
Lies mit dem Herzen, mit dem Bauch, mit deiner eigenen Geschichte im Ge-päck.
Vielleicht wirst du dich wiedererkennen – in der Frage eines Judas (SX3), im
Rückzug eines Barabbas (SO9), im Schweigen einer Maria (SX9).
Vielleicht wirst du über einen Typus stolpern, der dir fremd ist – und gerade
darin spürst du seine Wahrheit.
Dieses Buch lädt nicht zum Urteil ein. Es lädt ein zur Begegnung.
Mit den anderen – und mit dir selbst.
Denn wer die Menschen der Schrift erkennt, erkennt sich auch selbst in Gottes
Licht.
Vielleicht geschieht die eigentliche Berührung auch erst dort, wo Worte ver-
stummen – und Musik beginnt.
Denn jedes dieser Porträts ist nicht nur ein Spiegel, sondern auch ein Klang-
raum:
In 27 Liedern, sorgfältig verwoben mit den inneren Bewegungen der Ennea-
gramm-Subtypen, wird spürbar, was zwischen den Zeilen vibriert – und fühl-
bar, was der Seele schon bekannt ist, bevor der erste Ton erklingt.
Ein seelisches Erinnern, das nicht erklärt – sondern bewegt.
